"Störung durch Glücksspielen": Aktualisierte Zahlen für Deutschland und Bayern
Diagnose Glücksspielsucht
Die offizielle Diagnose für Glücksspielsucht lautet „pathologisches (also krankhaftes) Spielen“ (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme der WHO, ICD-10) oder „Störung durch Glücksspielen" (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen der American Psychiatric Association, DSM-5).
Störung durch Glücksspielen nach DSM-5
Für die Diagnosestellung müssen mindestens vier der folgenden neun Kriterien innerhalb eines Jahres erfüllt sein:
- Starke Eingenommenheit vom Glücksspiel, z.B. andauernde Gedanken an Glücksspiel oder Glücksspielerlebnisse. Häufige Überlegungen, wie Geld für das Glücksspielen beschafft werden kann
- Toleranzentwicklung, Einsetzen immer höherer Beträge beim Glücksspiel, um den gleichen Effekt bzw. Kick erreichen zu können
- Kontrollverlust über Umfang und Dauer des Glücksspiels. Versuche, das Glücksspielen zu beenden oder zu beschränken, schlagen fehl
- Entzugserscheinungen beim Versuch, weniger zu spielen, z.B. Unruhe oder Reizbarkeit
- Spielen, um Sorgenoder schlechte Gefühle auszugleichen oder zu vermeiden
- Versuche, Spielverluste durch erneutes Glücksspiel zurückzugewinnen
- Lügen über die Häufigkeit des Spielens und die daraus entstehenden Probleme
- Gefährdung/Verlust wichtiger Beziehungen oder beruflicher Chancen wegen Glücksspielens
- Verlassen auf die Bereitstellung von Geld durch andere („Freikaufen")
Des Weiteren ist von einem leichten Schweregrad bei 4-5 erfüllten DSM-5-Kriterien, von einem mittleren Schweregrad bei 6-7 erfüllten DSM-5-Kriterien und von einem schweren Schweregrad bei 8-9 erfüllten DSM-5-Kriterien zu sprechen.
In Anlehnung an: American Psychiatric Association (2015). Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen – DSM-5. Hogrefe Verlag, Göttingen
Pathologisches Spielen nach ICD-10
Die Störung zeigt sich durch ein Glücksspielverhalten, das weite Teile des Lebens bestimmt. Wichtige Lebensbereiche, wie z.B. soziale, berufliche und familiäre Verpflichtungen werden dadurch beeinträchtigt.
Diagnosekriterien:
- Mehrere Glücksspielaktivitäten in einem Zeitraum von mindestens zwölf Monaten
- Das Glücksspielen wird fortgesetzt, obwohl es zu Problemen und belastenden Gefühlen führt
- Betroffene sind kaum dazu in der Lage, das Glücksspielen zu unterbrechen bzw. zu kontrollieren. Häufig besteht ein starkes Verlangen, erneut zu spielen
- Andauernde Gedanken an Glücksspiele oder damit zusammenhängende Ereignisse
In Anlehnung an: Dilling, H. (Hrsg.) (2006). Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen. Verlag Hans Huber, Bern